
Sein Leben war eines dieser Vom-Bordstein-zur-Skyline-Märchen, die so nur der Fußball schreibt. Doch im Gegensatz zu den Profis, die sich kickend aus dem Elend ihrer Kindheit befreien, musste Lorenzo Sanz andere Pfade auf der Suche nach Glück, Ruhm und Wohlstand finden. Der gebürtige Madrider war kein hochbegabter Ballartist, kein väterlich-manischer Übungsleiter, sondern eine dieser mondänen Randfiguren, die den spanischen Fußball seit jeher kennzeichnen.
Er liebte fette Zigarren und zementierte seine schwarzen Haare mit Pomade radikal im Hinterhof seines Scheitels. Sein Vater schlug sich als Preisboxer und Schreiner durch, um die Familie zu ernähren. Mit seiner Mutter verkaufte der kleine Lorenzo als Kind vor den Toren des San Bernabeu kalte Getränke an Schlachtenbummler.
Ein Geldvermehrer
Wie man Geld vermehrt, war ihm offenbar in die Wiege gelegt worden. Als Erwachsener machte er mit Immobilien schon bald ein Vermögen. Mit 52 Jahren wurde er dann endlich Präsident seines Herzensklubs, Real Madrid. Welche Bedeutung ihm dieses Amt gab, war ihm deutlich anzumerken. Uli Hoeneß berichtete 2012 in einem Gespräch mit 11FREUNDE, wie klein er sich mitunter bei den Treffen mit den Funktionären der spanischen und italienischen Klubs gefühlt habe: „Noch als wir im Jahr 2000 die ersten Sitzungen mit der G14 veranstalteten, spürten Karl-Heinz Rummenigge und ich, dass Adriano Galliani von Inter, Josep Lluís Núñez aus Barcelona oder Lorenzo Sanz von Real uns nicht auf Augenhöhe betrachteten.“
In Sanz’ Ägide gelang es den „Königlichen“, endlich wieder zu einem internationalen Spitzenteam zu reifen. Nachdem sich Real 1994 nicht für einen internationalen Wettbewerb hatte qualifizieren können, stellte der Unternehmer die Weichen zur Zusammenstellung eines neuen Teams. Stars wie Davor Suker, Predrag Mijatovic, Clarence Seedorf, Bodo Illgner oder Roberto Carlos wechselten daraufhin in die spanische Metropole – und die ideellen und wirtschaftlichen Anstrengungen des Bosses wurden bereits 1997 mit dem nationalen Titel belohnt.
Doch Sanz, der als Jugendlicher in Bernabeu noch Spiele mit Alfredo Di Stefano erlebte hatte, wollte mehr. Er musste nicht lange warten. Unter dem Trainer Jupp Heynckes gewann Real bereits 1998 die Champions League. 32 Jahre nach dem letztmaligen Gewinn des Europacups der Landesmeister, war der Klub aus der Hauptstadt wieder dort, wo er sich seinem Selbstverständnis nach seit jeher verortete: im Zenit des Weltfußballs.
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